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Unfiltriert, ungeschönt: na und?

Von Natacha
Bio-Winzerin in Umstellung.
Vielleicht haben Sie es auf einem Etikett gesehen : «unfiltriert» oder «ungeschönt». Das macht neugierig, wirkt ein wenig wie Blick hinter die Kellerkulissen und wirft eine einfache Frage auf : Was ändert das im Glas ? Folgen Sie mir zwischen den Tanks und dem Esstisch.
Zwei Wörter, die viel aussagen
Unfiltriert ist ein Wein, der nicht durch ein «Sieb» geschickt wurde, um Hefen, Bakterien oder sehr feine Partikel zu entfernen. Filtration ist wie ein Kaffeefilter : Manche sind enger als andere. Je feiner man filtert, desto mehr nimmt man heraus – bisweilen auch etwas Aromastoffe.
Ungeschönt bedeutet, dass keine Schönung vorgenommen wurde – also kein Zusatz eines Hilfsmittels (Ton/Bentonit, pflanzliche Proteine oder traditionell Eiweiß), das Schwebeteilchen bindet und zu Boden sinken lässt. Das Ziel ? Klären, Tannine polieren, stabilisieren. Das ist Präzisionsarbeit, kein Zaubertrick.
Wichtig : Ein Wein kann geschönt, aber nicht filtriert sein; filtriert, aber nicht geschönt; beides … oder keines von beidem. Das Etikett liefert einen Hinweis, nicht die ganze Geschichte.
Warum manche Winzer darauf verzichten
Sich gegen Filtration oder Schönung zu entscheiden, ist oft eine Stilfrage. Gesucht wird ein direkterer Ausdruck der Traube, mehr Fülle in der Textur, eine Energie, die geradeaus läuft. Weniger Eingriffe, mehr Schwung.
Heißt aber nicht : «Es ist immer besser». Eine gut geführte Filtration kann Klarheit und Stabilität bringen – sehr nützlich, wenn der Wein viel reist oder noch Zucker enthält. Umgekehrt kann ein schlecht gemachter Unfiltrierter nachgären, eintrüben, aus dem Tritt geraten. Wie so oft zählen Präzision und Intention.
Im Glas : Was Sie erwarten können
Konkret kann ein unfiltrierter oder ungeschönter Wein zeigen :
- Eine leicht trübe Farbe, besonders in der Kälte. Nicht schlimm : Lassen Sie ihn ruhen, der Schleier legt sich.
- Mehr Textur, ein griffig‑saftiges Mundgefühl, mitunter ein feines Perlen von Kohlensäure, das die Frucht schützt.
- Ein Depot am Boden der Flasche oder des Glases. Natürlich, harmlos. Es erzählt vom Leben des Weins, kein Fehler.
In der Nase kann an Intensität gewonnen werden. Am Gaumen an Relief und Profil. Manchmal ist es mehr Rock als Klassik – und genau deshalb mögen wir es.
Tipps für heute Abend beim Öffnen
Kein Diplom nötig, nur Sanftheit :
- Stellen Sie die Flasche einige Stunden vor dem Servieren aufrecht, damit sich das Depot absetzt.
- Schenken Sie behutsam ein, ohne das Flaschenende «aufzuwirbeln». Wenn Sie die Trübung stört, kurz dekantieren.
- Am Tisch lieben diese Weine einfache Küche : feine Wurstwaren, geröstetes Gemüse, Geflügel, Weichkäse. Unfiltrierte Weiße mit einem Hauch Textur passen sehr gut zu mild gewürzten Gerichten oder zu gegrilltem Fisch.
Und wenn sich beim Öffnen ein kleines Prickeln zeigt, schwenken Sie den Wein im Glas : Oft verfliegt es in wenigen Minuten.
Als Schlusswort
«Unfiltriert» oder «ungeschönt» heißt nicht «besser» – es heißt «gewählt». Gewählt für Stil, Haptik, Aufrichtigkeit. Die beste Art zu entscheiden ? Vergleichen Sie blind einen filtrierten Wein mit seinem unfiltrierten Gegenstück aus demselben Weingut. Hören Sie darauf, was Ihr Gaumen Ihnen erzählt. Und fürs nächste Dinner ruhig zur Flasche mit leichtem Schleier greifen : Sie bringt ebenso viel Gespräch an den Tisch wie ins Glas.
