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Der Dschungel unter der Traube


Von Natacha
Bio-Winzerin in Umstellung.
Unter der Erde: der unsichtbare Feind
Der berühmteste heißt Reblaus (Phylloxera). Eine aus Amerika im 19. Jahrhundert eingeschleppte Blattlaus, die den Saft der Wurzeln saugt, bis die Pflanze stirbt. Die Antwort? Unsere europäischen Rebsorten auf resistente amerikanische Unterlagen veredeln. Ohne das gäbe es bei uns keinen Chasselas, keinen Pinot, keine Syrah.
Weitere diskrete Knabberer: Nematoden (mikroskopische Würmer). Sie schädigen die Wurzeln und übertragen manchmal Viren. Hier wählt man robustere Unterlagsreben und pflegt die Böden. Ein gesunder Rebstock hält besser stand als ein Athlet mit schlechtem Schuhwerk.
In Blättern und Trauben: es wird geknabbert
Die Traubenwickler-Schmetterlinge legen ihre Eier auf den Beeren ab. Die Raupen, die berühmten Traubenwickler (Eudemis), durchbohren die Beerenhaut und öffnen damit Fäulnis Tür und Tor. Winzer setzen Pheromon-Dispenser: sexuelle Verwirrung, weniger Paarungen, weniger Schäden. Poetisch und effektiv.
Weitere Akteure: Zikaden, von denen einige die gefürchtete Goldgelbe Vergilbung (eine Krankheit, die Blätter vergilben lässt und Rebstöcke töten kann) übertragen. Wenn sie auftaucht, gilt Alarmstufe Rot: Fallen, Überwachung, Rodung der befallenen Stöcke. Milben stechen die Blätter; oft hilft man sich mit natürlichen Nützlingen … Marienkäfer & Co.
Die «Krankheiten», die sich einschleichen
Das sind keine Insekten, aber sie richten großen Schaden an: der Falsche Mehltau (Mildiou) (ölige Flecken, Blattfall) liebt Regen und milde Temperaturen; der Echte Mehltau (Oidium) mag Wärme und hinterlässt einen mehligen weißen Belag. Die Rebe mag keine Extreme – Pilze profitieren davon. Begrenzen lässt sich das durch Schnitt, gute Durchlüftung der Zeilen, maßvolle Behandlungen (im Bio oft Kupfer und Schwefel) und durch die Wahl widerstandsfähigerer Sorten.
Die Graufäule (Botrytis) ist die Opportunistin: schlecht bei Rotweinen, erhaben in edelsüßen Weinen, wenn sie «edel» wird. Zeigt, dass alles eine Frage des Kontexts … und des Wetters ist.
Vögel, Wespen, Wildschweine: die Naschkatzen
Zur Lesezeit haben Amseln und Stare denselben Appetit wie Sie: reife Beeren. Netze, Schreckkanonen, mithilfe von Sitzstangen «eingemietete» Greifvögel – jeder hat seine Methode. Auf dem Land bedienen sich auch Wildschweine und Rehe nachts. Da helfen Zäune und Geduld.
Was das in Ihrem Glas bewirkt
- Jahre mit starkem Mehltaudruck: niedrigere Erträge, Weine bisweilen straffer, weniger opulent.
- „Angeknabberte» und dann gut belüftete Trauben: paradoxerweise mehr Konzentration … wenn das Wetter mitspielt.
- Schonend gepflegte Reben ohne Übermaß: oft mehr Balance als Effekthascherei. Ziel ist gesunde Reife, nicht das aromatische Krankenhaus.
Tipp für den Tisch: Wenn Sie eine Flasche für den Grillabend oder das romantische Dinner wählen, fragen Sie den Weinhändler, wie die Saison verlief (Regen, Hitze, Krankheitsdruck). Interessieren Sie sich für die Praxis: sexuelle Verwirrung, Nistkästen, resistente Rebsorten (die berühmten „PIWI») … Das sind mehr als Worte: Entscheidungen, die man schmeckt. Und wenn Sie beim Spaziergang angeknabberte Blätter sehen – keine Panik. Die Rebe ist eine Athletin. Sie steckt ein, sie passt sich an. Wir müssen nur hören, was sie im Glas erzählt.