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Begrünung: die Reben in guter Gesellschaft

Begrünter Weinberg in der Morgendämmerung, Blüten und Biodiversität
Natachas Favorit

Von Natacha

Bio-Winzerin in Umstellung.

Zwischen zwei Rebzeilen ein grüner Teppich. Margeriten, Klee, Gräser. Im Morgengrauen summt es vor Insekten, und es riecht nach frischer Erde. Die Begrünung – einen Pflanzenbewuchs wachsen zu lassen, statt den Boden blank zu bearbeiten – ist nicht nur eine ästhetische Entscheidung. Sie ist ein leiser, aber kraftvoller Verbündeter für Reben, Wein und die Menschen, die sie kultivieren.

Ein geschützter Boden, gelassenere Reben

Gras wirkt wie eine natürliche Rüstung. Es begrenzt den Oberflächenabfluss, hält die Erde zurück, bremst den Starkregen, der alles mitreißen möchte. Ergebnis: weniger Erosion, mehr Stabilität an den Hängen und Regenwasser, das einsickert, statt davonzulaufen.

Darunter herrscht reges Treiben: Regenwürmer, Pilze, Mikrofauna. Diese kleine Welt lockert den Boden und macht ihn geschmeidiger. Der Bewuchs wirkt auch wie ein Schwamm: Er speichert Feuchtigkeit, wenn es zu viel gibt, und gibt sie wieder ab, wenn es trocken wird. Und er bindet Kohlenstoff – ein Plus fürs Klima.

Den Eifer der Rebe zügeln (ohne sie zu frustrieren)

Die Rebe kann zu großzügig sein. Das Gras bringt eine sanfte Konkurrenz: weniger Wüchsigkeit, luftigere Trauben, etwas kleinere Beeren. Das Ergebnis sind oft präzisere, straffere Weine mit ausgewogenerer Reife. Wir vermeiden den Bodybuilder-Effekt. Gesucht ist der Athlet.

Natürlich dosiert man. Je nach Jahrgang und Parzelle kann man jede zweite Zeile begrünen, walzen statt mähen oder Arten wählen, die mehr oder weniger zehren (Klee, Schwingel, heimische Blühpflanzen). Die Idee ist nicht, die Rebe zu berauben, sondern sie zu begleiten.

Biodiversität … und ganz handfeste Hilfen

Wo Bewuchs ist, ist Leben. Marienkäfer, Spinnen, Wildbienen: Diese Nützlinge siedeln sich an und regulieren manche Schaderreger auf natürliche Weise. Blüten ernähren, Wurzeln strukturieren. Es ist ein Ökosystem, das für die Rebe arbeitet.

Es gibt auch sehr handfeste Vorteile: besserer Grip für den Traktor auf feuchtem Boden, weniger Staub im Sommer, eine kühlere Oberfläche, wenn die Sonne brennt. Und ja, es ist schön. Schönheit zählt. Sie erinnert daran, warum wir diesen Beruf machen.

Kein Zauber, aber anspruchsvoll

Begrünung verlangt Aufmerksamkeit. In sehr trockenen Jahren kann sie die Rebe zu stark konkurrenzieren: Wir mulchen, walzen, entlasten. Im Frühjahr kann der Bewuchs die bodennahe Kälte verstärken: Spätfröste im Blick behalten. Und unter der Reihe (am Rebstockfuß) hält man oft einen kontrollierten Streifen, um den Dschungel zu vermeiden.

Kurz: Begrünung ist ein Werkzeugkasten. Richtig eingesetzt, bietet sie:

  • Mehr Leben im Boden – damit widerstandsfähigere Reben.
  • Bessere Balance bei Reife und Wüchsigkeit.
  • Weniger mechanische Eingriffe und damit weniger Verdichtung.
  • Eine lebendige Landschaft, in der man gern spazieren geht.

Das ist kein Zauberstab, sondern eine agronomische Entscheidung, die man Jahrgang für Jahrgang feinjustiert.

Und in Ihrem Glas?

Man „schmeckt» das Gras nicht, aber man empfindet oft mehr Frische, mehr Länge und ein Gefühl von Ausgewogenheit. Wenn Sie ein Weingut besuchen, werfen Sie einen Blick zwischen die Zeilen und fragen Sie nach: Wie wird der Bewuchs gemanagt? Warum diese Pflanzenmischung? So bekommen Sie einen Eindruck von der Sorgfalt an den Reben – und an Ihrer zukünftigen Flasche.

Wenn Sie das nächste Mal durch eine begrünte Parzelle gehen, hören Sie auf den Boden, der unter Ihren Schritten knistert. Das ist der Klang von Reben in guter Gesellschaft.

Häufige Fragen zur Begrünung im Weinbau

Was ist Begrünung im Weinbau ?
Es ist die Entscheidung, zwischen den Zeilen (und teils unter der Reihe) einen Bewuchs wachsen zu lassen oder anzusäen, statt den Boden blank zu halten. Er schützt, strukturiert und belebt das Bodenleben und moduliert zugleich die Wüchsigkeit der Rebe.
Welche konkreten Vorteile gibt es für Boden und Rebe ?
Weniger Erosion, bessere Infiltration des Wassers, durch Bodenfauna gelockerter Boden, Kohlenstoffspeicherung, nützliche Biodiversität (Nützlinge), besserer Grip der Maschinen und weniger Staub. Auf Reben-Seite: beruhigte Wüchsigkeit, luftigere Trauben und ausgewogenere Reife.
Welche Wirkung hat die Begrünung im Glas ?
Man „schmeckt» das Gras nicht, doch oft zeigen die Weine mehr Frische, Präzision und Länge. Kleinere Beeren und eine kontrollierte Laubwand ergeben straffere Weine mit stimmigerer phenolischer Reife.
Wie vermeidet man in trockenen Jahren übermäßige Konkurrenz ?
Ich passe an: Begrünung jede zweite Zeile, Walzen zur Mulchbildung, weniger zehrende Arten oder frühes Management zur Wahrung der Feuchte. Unter der Reihe halte ich einen kontrollierten Streifen, um junge Stöcke nicht zu benachteiligen.
Welche Arten wählen und wie den Bewuchs etablieren/managen ?
Klee, Schwingel, Raygras, heimische, nektarreiche Blühpflanzen – je nach Boden und Klima. Aussaat im Herbst oder Spätwinter. Flexibles Management: Walzen zum Mulchen, leichte Mahd bei Bedarf und Anpassungen von Jahrgang zu Jahrgang statt starrer Rezepte.
Kann man Tiere zur Pflege des Bewuchses einsetzen ?
Ja, Schafe arbeiten sanft und düngen nebenbei. Ich setze sie vor allem im Winter/frühen Frühjahr ein – mit Betreuung und Zäunen – und meide junge Parzellen oder empfindliche Triebe.