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Rosé: die entscheidende Minute


Von Anne
Winzerin im Wallis.
Man stellt ihn sich leicht vor – für Terrasse und Sonne. Doch Rosé ist vor allem ein Handgriff der Winzerin oder des Winzers, eine Frage von Minuten und Instinkt. Nein, er ist kein Mix aus Rot und Weiß. Es ist ein heller Saft, der die Schale roter Trauben nur gestreift hat – gerade lang genug, um Farbe und Duft anzunehmen. So entsteht dieser Wein, der nach Licht duftet.
Die Farbe – eine Frage von Minuten
Die Tönung des Rosés stammt aus den Schalen roter Trauben. Der Saft selbst ist fast farblos. Man dosiert daher den Kontakt zwischen Saft und Schale wie beim Teeaufguss: je kürzer, desto blasser; je länger, desto kräftiger.
Drei Wege führen zur gewünschten Nuance:
- Direktpressung : Das Lesegut wird sofort gepresst. Der Saft nimmt eine sehr helle Farbe an, zeigt zarte Aromen (Blüten, Zitrus) und viel Frische.
- Kurze Maischestandzeit : Ganze oder gequetschte Beeren ruhen einige Stunden. Die Farbe wird intensiver, rote Früchte treten hervor, am Gaumen gibt es etwas mehr Substanz.
- Saignée : Zu Beginn der Rotweinmaischung wird ein Teil des Saftes abgezogen. Der Rosé ist farbkräftiger, oft fleischiger; der verbleibende Rotwein konzentriert sich.
In allen Fällen ist das Timing der Schlüssel. Im Weinberg wie im Keller achtet man auf Farbe, Geruch und das Gefühl an den Fingerspitzen.
Im Keller: Frucht bewahren, Frische bewahren
Ist der Saft erst abgezogen, wird er behutsam vorgeklärt; anschließend vergärt er bei niedriger Temperatur, um die knackigen Aromen zu bewahren. Die meisten Rosés werden im Edelstahl ausgebaut – klar und präzise. Holz gibt es, aber sparsam, um Volumen zu bringen, ohne die Frucht zu überdecken. Die meisten sind trocken; manche behalten eine leichte Samtigkeit, gerade genug, um die Kanten abzurunden. Die Idee ist Trinkfluss: Ein Glas ruft das nächste.
Stile und Rebsorten: vom Rosenblatt bis zur Himbeere
Der Stil hängt von Rebsorte und Handgriff ab. Ein Pinot Noir in Direktpressung ergibt einen sehr hellen, feinen Rosé mit roter Johannisbeere. Ein Gamay bietet oft mehr Frucht, einen schmackhaften, fruchtbetonten Charakter. Die Syrah bringt Würze und eine kräftigere Tönung. In der Schweiz begegnet man Namen wie Œil-de-Perdrix (Pinot Noir als Rosé) oder Dôle blanche – Zeichen eines zarten, aber präsenten Stils. Anderswo steht Provence für salzige Frische; Tavel für gastronomische, stärker strukturierte Rosés. Es gibt etwas für den Balkon und für den Tisch.
Auswählen und Servieren
Vor dem Regal helfen drei einfache Anhaltspunkte:
- Achten Sie auf den Jahrgang: Die meisten Rosés mögen Jugend, um ihren Glanz zu bewahren.
- Die Farbe deutet die Textur an: sehr blass = Zartheit; kräftiger = Fleisch und Gewürz. Keine absolute Regel, aber ein guter Leitfaden.
- Kühl servieren, nicht eiskalt: 8-10 °C genügen. Zu kalt, und die Aromen verstummen.
Am Tisch gilt: einfach und präzise denken – Gegrilltes, Sommersalate, gegrillter Fisch, Frischkäse, mediterrane oder leicht würzige Küche. Rosé liebt Geselligkeit ebenso wie klare, saubere Aromen.
Im Kern ist ein gelungener Rosé ein eingefangener Moment: die Frucht, das Licht des Tages, die Hand, die genau richtig presst. Wenn Sie das nächste Mal zögern, fragen Sie, wie er gemacht ist: Direktpressung, kurze Maischestandzeit oder Saignée. Mit einer Antwort wissen Sie schon, welchem Gesicht des Sommers Sie begegnen – ob sich das Glas auf der Terrasse öffnet … oder am Tisch zu etwas, das brutzelt. Gute Wahl – und guten Durst aufs Entdecken.