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Sizilien im Glas: Vulkane, Winde, Meer

Von Manu
Weltweit anerkannter Sommelier.
Sizilien, Insel der Vulkane und Winde
Das Postkartenbild ist einfach: eine riesige Insel, überraschende Höhenlagen, überall Meer. Das Klima ist großzügig, ja, doch in der Höhe können die Nächte kühl sein. Das Ergebnis: ausdrucksstarke, oft vibrierende Weine, nie schwer, wenn man weiß, wohin man schaut. Vom warmen Süden zu den Hängen des Ätna geht es in wenigen Kilometern von Macchia zum mineralischen Garten.
Rotweine mit sizilianischem Akzent
Der „Signature»-Rote heißt Nero d’Avola. Er duftet nach Schwarzkirsche, bisweilen nach Pflaume und getrockneten Kräutern. Seine Textur ist großzügig, sein Auftritt offen. Perfekt zu Pasta mit Tomatensauce oder zu Grillgut vom Holzkohlegrill. Gut gemacht ist er saftig und geradlinig, ohne Schwerfälligkeit.
Am Ätna ändert sich das Bild. Etna Rosso (vor allem aus Nerello Mascalese) setzt auf Finesse. Helle Farbe, luftiger Gaumen, Noten von Erdbeere, Blutorange, warmem Stein nach dem Gewitter. Man nennt ihn bisweilen „den Pinot des Südens». Leicht gekühlt serviert, glänzt er zu Brathuhn oder kurz angebratenem Thun.
Weiter im Südosten verbindet der Cerasuolo di Vittoria Nero d’Avola und Frappato. Ersterer bringt Tiefe, letzterer Leichtigkeit und Blumigkeit. Ein eleganter, saftiger Roter – ideal am Tisch, wenn man zwischen Kraft und Frische schwankt.
Salzige, leuchtende Weiße
Sizilianische Weißweine lieben den Esstisch. Allen voran der Etna Bianco (oft aus Carricante): Zitrus in der Nase, ein präziser, geschliffener Gaumen, ein salziger Eindruck, der das Finale verlängert. Man denkt an einen Sommerabend, einen Teller gegrillter Fische, einen Kräutersalat. Weiter unten auf der Insel liefern Grillo und Catarratto sonnige, zitronige Weiße, mitunter mit einem Hauch Mandel. Schlicht, aber belebend – perfekt zum Aperitif oder zu Meeresfrüchten.
Süßes und Traditionen – nicht zu vergessen
Sizilien steht auch für historische Weine, die gereist sind und zum Träumen brachten. Drei Namen verdienen einen Platz im Geruchsgedächtnis.
- Passito di Pantelleria (Zibibbo): an der Sonne rosiniert, Duft nach getrockneter Aprikose, Dattel, Orangenschale. Ein Dessert für sich.
- Marsala: oxidativ, bernsteinfarben, schwelgerisch in Haselnuss und Karamell. Großartig zu Tiramisu … oder zu gereiftem Käse.
- Klassische Methode vom Ätna: Bergschaumwein, geradlinig und klar, mit einem rauchigen Hauch, der neugierig macht.
Diese Stilistiken erzählen ein anderes, kontemplativeres Sizilien, in dem jeder Schluck sich Zeit nimmt.
Wie wählt man ohne Fehlgriff
Denken Sie „Höhe = Frische», „Küste = Sonne und Rundheit». Bei Rot: Ätna, wenn Sie Finesse lieben; Nero d’Avola, wenn Sie Frucht und Charme suchen. Bei Weiß: Ätna für Energie, Grillo für Strahlkraft. Und zum Überraschen servieren Sie ein kleines Glas Passito von Pantelleria zu einem Zitrusdessert.
Sizilien ist keine Postkarte: Es ist eine Palette. Achten Sie auf die Rebsorte, die Zone (Ätna, Vittoria, Pantelleria) und vertrauen Sie Winzern, die auf Frische setzen. Ein letzter Rat: Servieren Sie die vulkanischen Roten leicht gekühlt und öffnen Sie sie etwas früher. Die Magie wirkt, wenn die Insel sich Zeit nimmt, zu Ihnen zu sprechen.
