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Karaffe oder Dekanter?

Karaffe und Dekanter auf dem Tisch einer Walliser Winzerin
Annes Favorit

Von Anne

Winzerin im Wallis.

Karaffe oder Dekanter? Die beiden werden oft verwechselt, besonders wenn eine schöne Flasche auf den Tisch kommt. Dabei haben diese Werkzeuge nicht dieselbe Aufgabe. Hier erfahren Sie, wie Sie Fauxpas vermeiden – und Ihren Wein veredeln, ohne ihn zu strapazieren.

Zwei Gefäße, zwei Aufgaben

Die Karaffe ist das Werkzeug zum Belüften. Man gießt einen jungen Wein hinein, damit er sich im Kontakt mit Luft entspannt. Die Aromen öffnen sich, die Tannine werden geschmeidiger. Ihre Form ist oft bauchig, mit großer Kontaktfläche.

Der Dekanter dient dazu, den Satz zu trennen, vor allem bei gereiften oder unfiltrierten Rotweinen. Man schenkt langsam und bei Licht ein, damit die Sedimente in der Flasche bleiben. Seine Silhouette ist schlanker – eher für präzises Einschenken als zur Belüftung konzipiert.

Merken Sie sich die einfache Idee: Karaffe = Belüftung; Dekanter = Klärung. Zwei Handgriffe, zwei Ergebnisse.

Wann welches Gefäß verwenden

Je nach Flasche und Situation tut man nicht dasselbe. Einige hilfreiche Anhaltspunkte:

  • Karaffe für junge, verschlossene Weine: tanninbetonte Rote (Syrah, Cornalin), aber auch manche aromatische Weiße oder ein etwas schüchterner Fendant. Oft genügen 15 bis 45 Minuten.
  • Dekanter für gereifte Rotweine mit Satz: ein gut gealterter Pinot, eine unfiltrierte Cuvée, manche Lagerweine. Danach sofort servieren, um den Wein nicht zu ermüden.
  • Zu vermeiden: das Dekantieren sehr fragiler, bereits ausgereifter Weine; das Belüften von Schaumweinen (außer in sehr spezifischen Fällen) sowie jede allzu energische Bewegung.

Im Zweifel zunächst der Glas-Test: Wenn der Wein sich in wenigen Minuten belebt, hilft die Karaffe; ist er bereits harmonisch, so wenig wie möglich daran rühren.

Die richtige Handhabung, ganz einfach

Für den Dekanter: Stellen Sie die Flasche einige Stunden zuvor aufrecht, damit sich der Satz absetzt. Zünden Sie eine Kerze an oder verwenden Sie eine Lampe hinter dem Flaschenhals. Gießen Sie langsam in den Dekanter und stoppen Sie, sobald der Schleier aus Satz näherkommt. Sofort servieren.

Für die Karaffe: Spülen Sie sie mit heißem Wasser, dann „avinieren» Sie sie mit einem Schluck Wein, um Gerüche zu vertreiben. Gießen Sie zügig, aber ohne zu schütteln. Ruhen lassen. Mit der Nase prüfen: Sobald das Bukett „singt», geht’s an den Tisch.

Und in unseren Gläsern aus dem Wallis

Ein junger Cornalin profitiert oft vom Karaffieren: die Frucht wird freier, das Tanninkorn poliert sich. Eine leicht wilde Humagne Rouge findet so ebenfalls ihr Gleichgewicht. Die Syrah schätzt je nach Jahrgang etwa 30 Minuten Luft. Bei den Weißen kann sich eine ausdrucksstarke Petite Arvine kurz in der Karaffe entfalten – aber nicht zu lange, um ihre Spannung zu bewahren.

Zum Schluss

Stellen Sie sich die Frage nach dem „Warum»: belüften, um zu öffnen, oder dekantieren, um zu klären. Das ist der beste Leitfaden. Wenn Sie zögern, schenken Sie erst ein Glas ein, probieren Sie, und entscheiden Sie dann. Der Wein spricht schnell, wenn man ihm zuhört. Und beim nächsten Mal: Vergleichen Sie – ein Glas aus der Karaffe, ein anderes direkt aus der Flasche. Ihr Gaumen entscheidet – ohne Schulstreit, mit dem Genuss als Schiedsrichter.

Häufige Fragen zu Karaffe und Dekanter

Was ist der Unterschied zwischen Karaffe und Dekanter?
Die Karaffe dient dazu, einen Wein zu belüften, seine Aromen zu öffnen und die Tannine zu glätten. Der Dekanter dient dazu, den Satz eines gereiften oder unfiltrierten Weins zu trennen – man schenkt langsam bei Licht ein und stoppt vor den Sedimenten.
Wann sollte man einen Wein karaffieren?
Karaffieren Sie junge, verschlossene Weine: tanninreiche Rote (Syrah, Cornalin), manche aromatische Weiße oder einen zurückhaltenden Fendant. Rechnen Sie mit 15 bis 45 Minuten. Zeigt der Glas-Test, dass der Wein schnell aufblüht, hilft die Karaffe.
Wie dekantiert man einen alten Wein richtig?
Stellen Sie die Flasche einige Stunden vorher aufrecht. Platzieren Sie eine Kerze oder Lampe hinter dem Hals. Gießen Sie langsam in den Dekanter und beobachten Sie den Schleier aus Satz; stoppen Sie, sobald er erscheint. Anschließend sofort servieren, um den Wein nicht zu ermüden.
Sollte man einen Fendant oder eine Petite Arvine karaffieren?
Ein zurückhaltender Fendant kann von ein paar Minuten Luft profitieren. Eine ausdrucksstarke Petite Arvine entfaltet sich kurz in der Karaffe, aber nicht zu lange, um Spannung und Salzigkeit zu bewahren. Probieren Sie im Glas, bevor Sie entscheiden.
Welche Fehler sollte man bei Karaffe und Dekanter vermeiden?
Vermeiden Sie das Dekantieren sehr fragiler, bereits ausgereifter Weine, das Belüften von Schaumweinen (außer in speziellen Ausnahmen) sowie allzu energische Bewegungen. Spülen Sie die Karaffe mit heißem Wasser, avinieren Sie sie und bevorzugen Sie einfache Formen, die sich leicht reinigen lassen.